Listening: Have we unlearned what makes us human?

Zuhören: Habe wir es verlernt, menschlich zu sein?

Hamburg hat einen Zuhörer, so stand es in der Zeitung. Christoph Busch heißt er. Er liebt Geschichten und hat einen Kiosk auf einem Bahnsteig gemietet, um Menschen zu zuhören.

Der Andrang, der seit der Eröffnung des „Zuhörkiosks“ herrscht, ist beträchtlich. Die Menschen, die auf ihn treffen, scheinen ihr Glück direkt am Schopf zu packen, denn Christoph Busch ist der einzige offizielle Zuhörer Deutschlands.

Zuhören scheint heute zur Kunst geworden, denn man braucht Zeit. Einen freien Kopf und natürlich Interesse an seinem Gegenüber. Er ist „kein Professioneller“ sagt Christoph Busch und ich frage mich, was bedeutet das eigentlich…?

Als Coaches und Psychologen (aka „Professionelle“) lernen wir eine Technik, die „aktives Zuhören“ heißt. In meinen Unterlagen zu diesem Thema steht als Ziel des aktiven Zuhörens „Empathie schaffen, Missverständnisse minimieren, Gedankenfluss unterstützen, Beziehungsebene stärken“. Ganz schön wirkungsvoll das „aktive Zuhören“.

Aber wie genau funktioniert es? Laut diverser Handbücher soll man sich Zeit nehmen, Blickkontakt halten, gedanklich dabeibleiben und sein Gegenüber ganzheitlich wahrnehmen. Um dies im Gespräch zu tun, gibt es 5 Techniken: Paraphrasieren, was der Andere sagt, es spiegeln, Hauptpunkte zusammenfassen, den Fokus herausarbeiten oder eine Hypothese aus dem Gehörten formulieren.

Soweit, so gut. Allerdings klingt das Ganze irgendwie einfach wie…naja…wie Zuhören. Einer dem Anderen. Ohne Urteil. Ohne Smartphone in der Nähe. Ohne Multitasking.

Wie steht es um uns alle, wenn ein Geschick wie das Zuhören systematisch gelehrt bzw. gelernt werden muss. Haben wir verlernt, uns menschlich zu verhalten? Aus uns heraus empathisch zu sein?

Und was ist mit der anderen Seite, dem Empfänger – dem Verstehen? Nach Schulz von Thun’s vier Ohren Modell hängt das Verstehen einer Botschaft immer davon ab, auf welchem Ohr der Zuhörer die Botschaft gerade aufnimmt. Schulz von Thun unterscheidet die Sachseite (worüber ich informiere), die Beziehungsseite (was ich von jemandem halte und wie ich zu einer Person stehe), den Aufruf/ Appellseite (was ich bei jemandem erreichen möchte) und die Selbstaussageseite (was ich von mir zu erkennen gebe).

Als aktive Zuhörer sind wir neutral. Wir interpretieren nicht, sondern versuchen mit unserem Gegenüber den Kern der Geschichte zu verstehen. Was für eine Herausforderung, denn auch als Zuhörer neigen wir natürlich zu einem der vier Ohren, je nach unserem Ist-Zustand.

Zuhören, wirklich zuhören, ist eine Kunst. Aber es ist keine Kunst, die Coaches und Psychologen vorbehalten ist. Zuhören ist ein grundlegender Teil menschlicher Interaktion, denn Zuhören führt zu Reflektion und zu neuen, manchmal unerwarteten Wegen.

Lasst uns alle bessere Zuhörer werden. Lasst uns mit ehrlichem Interesse und Zeit einander zuhören. Wer weiß, was wir alles dabei lernen?