Die Sache mit dem Streiten …

„Wenn man für etwas steht, gibt es immer Menschen, die für und Menschen, die gegen einen sind. Wenn man für nichts steht, gibt es niemanden, der gegen einen ist, aber auch niemanden, der für einen ist.” Nie war Bill Bernbachs Aussage so relevant wie heute … In einer Zeit, in der „survival of the fittest“ zu einem Unternehmensmantra geworden ist und das schöne Wort „Streitkultur“ zum guten Ton vieler Unternehmen gehört.

Bezeichnenderweise gibt es dieses Wort in anderen Sprachen nicht. Es ist ein rein deutsches Phänomen mit allem was dazu gehört. Und so wird Bill Bernbachs Aussage heute leider zu oft missbraucht – als Entschuldigung für die eigene Unfähigkeit, im Team zu arbeiten oder einfach als Erklärungsversuch von unerklärlichem Vorgesetztenverhalten. „Ich bin eben so wie ich bin“ hört man dann. Gefolgt von „Wir sind ein Unternehmen mit gesunder Streitkultur“.

Dass „Streit“ und „Kultur“ überhaupt irgendetwas gemein haben sollen, ist schon absurd genug. Ein solches Verhalten als Unternehmenskultur zu legitimieren, lässt aber tief blicken. Unternehmen mit einer „gesunden Streitkultur“ sind in der Regel von Individualisten geprägt, die Streit mit konstruktiver Diskussion verwechseln. Sie agieren nach den Prinzipien der Monarchie und lassen Meinungsunterschiede zu einem Nullsummenspiel werden. Denn im Streit hat einer Recht und einer Unrecht.
In einer konstruktiven Diskussion sprechen die Anwesenden auf Augenhöhe und behandeln sich mit gegenseitigem Respekt. Das heißt nicht, dass sich hier weniger miteinander auseinander gesetzt wird. Aber in der Regel geht es um die Sache und es wird gemeinsam eine Lösung erarbeitet.

Mit dem gegenseitigen Respekt dafür, was der andere zu dem Gesamtergebnis beitragen kann, beginnt auch kollaboratives Verhalten. Kollaboration bedeutet nicht, dem anderen immer zuzustimmen. Es bedeutet zuzuhören, sich auf den anderen einzulassen und gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Nur das trägt langfristig zum „survival of the fittest“ bei. Evolution here we come!