First step to successful collaboration

Der MBTI: Erster Schritt zur erfolgreichen Zusammenarbeit

„Oh nein, nicht noch so ein psychometrisches Instrument“, höre ich schon alle stöhnen. Dabei ist der Myers-Briggs Typenindikator, kurz MBTI, viel mehr also „noch so ein Instrument“. Er ist ein solider, wenngleich auch kontrovers diskutierter Ansatz, der in der Persönlichkeitstheorie Carl Gustav Jungs verankert ist und der es uns ermöglicht, besser zu verstehen, wie wir „wahrnehmen“ und „entscheiden“.

Wie bei jeder praktisch anwendbaren Methode, so ist der MBTI weder Kaffeesatzleserei noch in jeder Hinsicht perfekt. Auch ist der MBTI kein Eignungstest, mit dessen Hilfe sich feststellen lässt, ob eine Person für eine bestimmte Position oder einen Karrierewege „richtig“ ist. Setzt man aber den MBTI mit diesen Einschränkungen im Hinterkopf ein und schaut ganzheitlich auf das sich ergebende Bild, dann verhilft er uns dazu, uns selbst wie auch unsere Mitstreiter besser zu verstehen.
Die Betonung liegt hier auf „Verstehen“, denn auch der MBTI kann uns keine Entscheidung abnehmen. Also, warum überhaupt seine Zeit damit verschwenden? Und was hat das alles mit „Wahrnehmen“ und „Entscheiden“ zu tun?

 

Nun, „Wahrnehmen“ und „Entscheiden“ sind zwei mentale Prozesse, die zentraler Bestandteil unseres täglichen Lebens sind. Sie sind bei allen Menschen gleich und doch unterscheiden wir uns maßgeblich darin voneinander, wie wir diese mentalen Prozesse einsetzen.

Nehmen wir nur einmal das einfache Beispiel eines roten Apfels: Wir nehmen wahr, wie verführerisch schön dieser leckere, saftige, rote Apfel aussieht und entscheiden uns dazu, ihn zu kaufen und sofort zu essen (heutzutage weiß ja jeder, dass es vergiftete Äpfel nur in Märchen gibt). Alternativ könnten wir auch ob der Perfektion dieses Apfels stutzig werden, denn so etwas kann doch unmöglich echt sein. Und so entscheiden wir uns dazu, dieses zu gute (und wahrscheinlich geschmacklose) Angebot abzulehnen.
Eine Situation mit zwei verschiedenen Ausgängen aufgrund unterschiedlicher Wahrnehmung und darauf aufbauender Entscheidung. Wie genau wir unser Umfeld wahrnehmen und auf welcher Basis wir somit Entscheidungen treffen, betrifft uns alle, täglich, jede Sekunde unseres Lebens. Im Arbeitsumfeld nehmen diese beiden Prozesse allerdings eine noch stärkere Bedeutung an, insbesondere wenn es um das Arbeiten im oder mit einem Team geht.

 

Wir alle kennen Fragen wie: „Wie kann ich meine Kollegen von meinem Standpunkt überzeugen?“, „Wieso streiten wir uns immer?“, „War das jetzt ein Lob oder nicht?“, „Wieso reden wir ständig aneinander vorbei?“ oder „Warum kann ich meine Mitarbeiter nicht führen?“.

 

Diese und viele andere Fragen beantwortet der MBTI nicht – aber er hilft denen, die sich auf den Prozess einlassen, die Unterschiede zwischen den Menschen zu verstehen und schätzen zu lernen. Das fördert ein konstruktives Miteinander, eine transparente Atmosphäre und ein Arbeiten, in dem jeder eine Mitverantwortung für das Gesamtergebnis übernimmt. Ganz gleich, ob es darum geht, eine erfolgreiche Unternehmenskultur zu implementieren oder die Produktivität eines Teams zu steigern, ohne ein Grundverständnis dessen, wie jeder Einzelne arbeitet bzw. reagiert, kommt man nicht zum Ziel.

Aber Vorsicht: Echte und produktive Teams repräsentieren niemals eine Monokultur. Dasselbe gilt für erfolgreiche Unternehmen. Es wäre fahrlässig anzunehmen, dass bestimmte MBTI Typen für bestimmte Aufgaben geeigneter seien als andere und somit zum Beispiel nur Kandidaten eines bestimmten Profils in den Vorstand aufsteigen sollten. Prinzipiell kann jeder jede Aufgabe erfüllen. Die Frage ist nur, wie viel Energie man dafür aufwenden muss, wenn man sich außerhalb seines Präferenzbereiches bewegt.

 

Der Erfolg eines Unternehmens liegt in der bestmöglichen Mischung seiner Mitarbeiter in Bezug auf ihre Persönlichkeit, ihre Fähigkeiten und ihre Fertigkeiten, denn jeder Mensch trägt zur Unternehmenskultur und somit zum Gesamtergebnis bei. Der MBTI ist nur einer der Wege, dies zu erreichen. Er ist nicht die einzige Lösung, aber er ist ein erster Schritt zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit.